HUGO  VON  GOLDAMMER

1856 – 1905

Der erste Postmeister von Deutsch-Südwestafrika

Gunter E. von Schumann

Hugo von Goldammer Hugo Hermann Friedrich Bernhard von Goldammer war der ältere der zwei Söhne des Rittergutspächters Waldemar Bernhard Hugo und seiner Ehefrau Maria Thekla und wurde am 4. August 1856 zu Milkau, Kreis Sprottau im Regierungsbezirk Liegnitz geboren und am 20. September 1856  daselbst in der evangelischen Kirche getauft. Der 1859 geborene Bruder Hermann wanderte in späteren Jahren nach Amerika aus und ist dort nach 1892 verschollen.

Hugo begann 1862 seine Schulausbildung bei einem Hauslehrer. Wegen Gehirntyphus fiel der Schulunterricht vom März 1863 bis Dezember 1864 aus. Nach seiner Genesung wurde der Schulbesuch ab Juli 1865 bis September 1868 in der evangelischen Bürgerschule zu Oppeln fortgesetzt. Hiernach besuchte er von Oktober 1872 bis Ostern 1873 die evangelische Fürstenschule zu Pless bis zur Tertia.

Rittmeister von Goldammer hatte für seinen Sohn die militärische Laufbahn bestimmt, und so trat Hugo  am 6. Oktober 1873 in die Unteroffiziersschule zu Potsdam/Berlin ein. Am 1.11.1875 avancierte er zum Gefreiten und am 1.7.1876 zum Unteroffizier. Zur Ausbildung zum Zahlmeister-Aspiranten wurde er am 3. Januar 1878 zum Zahlmeister-Bureau des 1. Bataillons abkommandiert. Während dieses Lehrgangs wurde er am 1.9.1879 zum Sergeanten befördert und am 21. Dezember 1880 bestand er das Zahlmeisterexamen mit der Note "Sehr Gut". Im Januar 1861 erfolgte die Versetzung zum Bekleidungsdepot der 2. Kompagnie. Mit dem Tode des Vaters im Jahre 1885 hatte Hugo keine direkten Verwandten mehr in Deutschland. Seine Mutter war schon 1876 verstorben und der jüngere Bruder bereits nach Amerika ausgewandet. Kurz entschlossen bewarb sich Hugo auf eine Anzeige hin um eine Stellung beim Auswärtigen Amt. Am 26. Mai 1885 wurde er benachrichtigt, daß er als Amtsdiener für die neue Verwaltung in Deutsch-Südwestafrika bestimmt sei. Außer dieser Stellung würde er Gefängniswärter und ferner gehöre es zu seiner Aufgabe, eine Eingeborenen-Polizeitruppe auszubilden. Ein jährliches Gehalt von 3 000 Mark plus freie Unterkunft standen ihm zu.

Hugo von Goldammer wurde vom Militär vorläufig bis zum 1. April 1886 beurlaubt mit dem Vermerk, daß er nach dieser Amtszeit auf eigenen Wunsch hin in die Dienste des Auswärtigen Amtes übertreten könne. Schon am 24. Juni 1885 schiffte er sich zusammen mit Dr. Heinrich Ernst Göring und Referendar Lois Nels in Hamburg ein und am 3. September 1885 landeten sie in Walfischbucht. In Otyimbingue erwarben sie für das Reichskommissariat geeignete Gebäude, die der Mission gehörten. Danach reiste die deutsche Gesandtschaft nach Okahandja weiter. Anfang Oktober begannen dort in Anwesenheit von Dr. C. G. Büttner die Freundschaftsverhandlungen mit Maharero.

Abgesehen von seinen Pflichten innerhalb der Verwaltung war von Goldammer vorerst nur für den amtlichen Postverkehr zwischen Otyimbingue und Walfischbucht verantwortlich. Private Postsendungen wurden nach wie vor hauptsächlich von den Missionaren bearbeitet. Am 12. November 1885 wurde von Goldammer zum Feldwebel und im Mai 1888 zum Polizeiwachtmeister des Schutzgebietes befördert. In einem Bericht Anfang 1888 an seine vorgesetzte Behörde im Auswärtigen Amt sprach sich Dr. Göring dringed für die baldige Einrichtung einer amtlichen Postagentur in Otyimbingue aus. Er meinte, daß der beim Kommissar angestellte Polizeiwachtmeister von Goldammer die geeignete Persönlichkeit für die Postagentur wäre. Der Staatssekretär des Reichspostamtes, Herr von Stephan, unterstützte diesen Vorschlag. So wurde das Schutzgebiet am 1. Juli 1888 Mitglied der "Convention Postale Universelle".

In einem Schreiben vom 12. August 1888 an das Kaiserliche Reichspostamt in Berlin berichtete  von Goldammer, daß er die vom 12. April 1888 datierte Verfügung, in welcher der Auftrag, die Postagentur am 1. Juli 1888 zu öffnen, erst am 15. Juli  erhalten habe. Deshalb konnte er diese erst am 16. Juli eröffnen. In den kommenden Jahren hatte Wachtmeister von Goldammer große Schwierigkeiten, einen zufriedenstellenden Dienst zu leisten. Die anhaltenden Feindseligkeiten zwischen den verschiedenen Eingeborenenstämmen bedrohten wiederholt auch Otyimbingue. Von Goldammer musste sich deshalb des öfteren mit seinem amtlichen Inventar schnellstens in Sicherheit begeben. Daher wurde der Otyimbingue Poststempel auch an anderen Orten verwendet.

Wenn sich der Polizeiwachtmeister aufgrund amtlicher Pflichten außerorts befand und kein Ersatz zur Stelle war, fanden Besucher die Postagentur mit dem Vermerk "Amtlich verreist, Postagentur geschlossen" vor. Aus diesem Grund wählten viele damals weiterhin "Hälbichs Post", einen Postboten der Firma Eduard Hälbich zwischen Otyimbingue und Walfischbucht.

Mit der Gründung von Windhoek veranlasste Hauptmann von Franҫois die Verlegung der Postagentur mit von Goldammer von Otyimbingue nach Windhoek. Am 7. Dezember 1891 eröffnete der stellvertretende Postagent Junker die neue Postagentur in Windhoek. Bis März musste man sich noch mit dem Otyimbingue Poststempel in Windhoek behelfen; dann erst traf der neue Windhoek Stempel ein. Im Juni 1894 entstand ein  Brand in der Postagentur, wobei vier Postboten umkamen, über den Sachschaden ist  nichts Näheres bekannt.

Im Jahre 1895 beschloss das Reichspostamt, den Oberpostsekretär Max Alfred Sachs nach Deutsch-Südwestafrika zu schicken, um der Landesbehörde bei der Auswahl der zur Errichtung von Postagenturen geeigneten Orte behilflich zu sein. Ferner war es seine Aufgabe, vertrauenswürdige Postagenten für die geplanten Postdienststellen zu ermitteln. Man  beauftragte Sachs, die Leitung der Kaiserlichen Postanstalt bei der Landesbehörde in Windhoek zu übernehmen.

Das veranlasste von Goldammer  den Postdienst zu verlassen. Als Beamter des Landeshauptmannes hatte er  umfangreiche Dienstpflichten und so wären die an ihn herantretenden Postaufgaben nur eine zusätzliche Belastung. Dazu kam, daß er des öfteren durch Dienstreisen von Windhoek abwesend war.

Am 1. April 1897 ernannte man von Goldammer zum Gouvernementssekretär für die Kaiserliche Landeshauptmannschaft. Aus Gesundheitsgründen erfolgte 1900 die Versetzung als Proviantmeister nach Karibib. In Anerkennung seiner hervorragenden Dienste im Schutzgebiet erhielt er Anfang 1903 den Kronenorden 4. Klasse. Aus der Deutsch-Südwestafrikanischen Zeitung vom 16.2.1904 ersehen wir, daß Hugo von Goldammer am 11.1.1904  Clara Amalie Hälbich ehelichte.  Am 06.11.1904 wurde dem Ehepaar von Goldammer in Karibib ein Sohn namens Bernhard geboren. Aber nur eine kurze glückliche Ehe war den von Goldammers beschieden. Sie reisten 1905 nach Deutschland, wo er sich die Genesung einer schleichenden Krankheit erhoffte. Aber schon am 16. August 1905 starb er in Barmen und wurde am 17. August in Unter-Barmen beerdigt.

Quelle:

von SCHUMANN, Gunter E.:

Otyimbingue 100, Programm zur Nationalen Briefmarken-Ausstellung, Windhoek 1988.